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Ein Wiener Falterfreund, der von seiner Wohnung bis an die Donau nur ein Stück durch den Prater zu radeln hatte, brachte uns vor Jahren erstmals auf die Idee, Fahrrad und Faltboot zu kombinieren. Wenn jeweils das eine Transportmittel das andere tragen kann, bekommt man geradezu amphibische Unabhängigkeit. Wie ein Frosch auf dem Land und auf dem Wasser zuhause zu sein, das eröffnet Möglichkeiten und erlaubt Touren, von denen man vorher nur träumen konnte. Mit dem Fahrrad kommt man an Einsatzstellen, die mit anderen Mitteln fast unerreichbar sind. Wenn man umgekehrt das Fahrrad auf dem Boot mitnehmen kann, darf der Abbauplatz ruhig etwas weiter vom nächsten Bahnhof entfernt sein. Der französische Faltboothersteller Nautiraid zeigt seit Längerem auf Werbefotos, dass es geht. Um eine brauchbare Kombination zu erhalten, müssen allerdings verschiedene widersprüchliche Forderungen unter einen Hut gebracht werden.Das Zugfahrrad soll stabil und leistungsfähig, | aber auch leicht
und klein sein. Optimal sind kleine Falträder neuerer Bauart. Das
Boot sollte robust und gut zerlegbar sein. Große Spantöffnungen
ermöglichen es evtl. sogar, das Fahrrad unter Deck zu verstauen. Muss
es auf das Achterschiff, sind stabile Befstigungen wichtig. Natürlich
wird man es dort (im Gegensatz zu der kleinen Animation) eher flach liegend
verstauen um den Schwerpunkt niedrig zu halten. Auf keinen Fall darf irgend
ein spitzes oder scharfkantiges Teil Haut oder Oberdeck in Gefahr bringen.
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Über kurze
Strecken auf guten Wegen kann man das aufgebaute Boot direkt ans Fahrrad
hängen. Der Bootswagen muss genau ausgerichtet werden, damit das Gespann
nicht zum Schrägläufer wird und der Achtersteven vielleicht Büsche
und Hauswände rasiert. Das überhängende Heck darf unter
keinen Umständen Bodenkontakt bekommen. Gepäck hat also nur im
vorderen Teil des Bootes oder direkt über dem Bootswagen was zu suchen.
Über längere Strecken baut man das Boot besser ab. Da man mit
einem schweren Rucksack auf dem Rücken nur kurze Strecken radeln kann,
ist ein kleiner Trailer zu empfehlen. Damit vergrößert sich
die Transportkapazität beachtlich. So einen Trailer kann man
zum Beispiel aus einem handelsüblichen Bootswagen und zwei Alurohren
basteln. Je niedriger der Schwerpunkt und je größer die Spurbreite
um so geringer ist die Gefahr, dass der beladene Trailer in engen Kurven
umkippt. Besonders komfortabel wird die Sache mit Luftbereifung und Kugellagern.
J+J
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Es gibt zwar keine speziellen
Bauvorschriften
für Fahrradanhänger, sie müssen jedoch den allgemeinen Vorschriften
für Kfz-Anhänger entsprechen. Danach darf der Anhänger maximal
1 m breit, 4 m hoch und 12 m lang sein.
Anhängerkupplungenfür Fahrräder unterliegen zwar keiner Bauartgenehmigungspflicht, sie müssen aber eine verkehrssichere Verbindung von Fahrrad und Anhänger gewährleisten. Den Vordersteven mit der Bootsleine am Gepäckträger anzubinden, ist nicht empfehlenswert. Man sollte lieber eine ordentliche Hängerkupplung im Fahrradladen kaufen. Eigene Bremsen muss ein Fahrradanhänger nicht haben. Entsprechend mehr Bremsarbeit haben jedoch die Bremsen am Radl zu leisten. Sie sollten daher topfit sein und auch bei Nässe kräftig zubeißen. (Für Perfektionisten: Analog zu PKW-Anhängern gibt es inzwischen auch schon Fahrradanhänger mit eigenen Auflaufbremsen.) Auch wenn man sein Boot nur
bei Tageslicht durch die Landschaft kutschieren will, muss man trotzdem
hinten mindestens einen roten Rückstrahler anbringen (nicht
höher als 60 cm über der Fahrbahn). Wird das Rücklicht
des Fahrrades vom Boot verdeckt, muss sogar ein Rücklicht an den Anhänger.
(Batteriebetriebene Rücklichter werden geduldet.)
(Nach Peter
de Leuw: http://www.pdeleuw.de/fakten.html
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Bert hat seit Januar 2004 zunächst mit einem Microbike experimentiert. Das ist zwar nicht faltbar, wiegt aber nur 8 kg. Man kann den Sattel samt Sattelstütze herausnehmen und im Boot verstauen sowie den Lenker zusammen schieben. Das winzige Fahrrädchen ist völlig ungefedert | und hat leider auch keine Gangschaltung, so dass längere Radstrecken mit dem Aerius im Schlepp eine Zumutung sind. Beim Paddeln merkt man das Leichtgewicht dafür kaum. Auch die hohen Wellen durch den Schiffsverkehr auf der Maas sind problemlos zu meistern. |
Microbike mit Aerius-Einer |
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Eine erste Probefahrt auf der Maas im Oktober 2004 verlief zufriedenstellend. Mit dem Birdy auf dem Achterschiff paddelt sich der Aerius zwar deutlich wackeliger als mit dem kleinen Microbike, bleibt aber noch gut beherrschbar. Trotz des hoch liegenden Schwerpunktes brachte keine der üblichen Schiffswellen das Fahrzeug in nennenswerte Schwierigkeiten. (20.10.04) |
Es geht auch so. Dieses Gespann wurde im Sommer 2004 auf dem Radweg nahe Bolter Schleuse gesichtet. Ulrich G. und Harald K. waren mit zwei Dahon-Falträdern und einem Ally unterwegs. Als Fahrwerk dienten zwei leichte handelsübliche Fahrradanhänger, die auch das übrige Gepäck zu tragen hatten. Der vordere trug den größeren Packsack und hatte etwas kleinere Räder. Der Bug des Bootes war auf dem Packsack drehbar befestigt, so dass eine Art Drehschemellenkung möglich war. Die Deichsel des hinteren Anhängers war unter dem Boot fest mit dem Allygerüst verzurrt. Das Fahrverhalten wurde als "abenteuerlich", aber für kurze Strecken durchaus brauchbar bezeichnet. Schwierigkeiten gab es vor allem in engen Kurven. Anfang Januar 2005 erhielten wir von Ulrich das unten stehende Foto zum Beweis, dass der umfangreiche Fuhrpark umgekehrt auch tatsächlich im Boot Platz fand. Bei den Birdy-Freunden kann man die ganze Geschichte nachlesen und weitere Bilder sehen. (21.08.04 / 02.01.05) |
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1. Transport
des aufgebauten Bootes über kurze Strecken (bis einige hundert
Meter z.B. Umtragen von Wehren) wie allgemein üblich per Hand auf
dem Bootswagen.
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2. Tragen
des gepackten Bootes auf dem Rücken ( bis einige Kilometer
); durchaus wichtig beim Transport per Bahn und im schwierigen Gelände
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3. Transport des gepackten Bootes über längere Strecken (bis ca. 10 Kilometer) per Hand auf dem Bootswagen. | . |
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4. Transport
des gepackten Bootes über lange Strecken (bis einige zig Kilometer)
als Anhänger am Faltrad.
Die Anhängerkupplung ist mit einer Schelle an der Sattelstüze befestigt. Klepper hat den Rucksack schon mit etlichen Gurten versehen. Eine zusätzliche Schnur verhindert das Abgleiten nach hinten. Dass der Rucksack bei entsprechender Witterung schmutzig wird, ist natürlich nicht zu vermeiden. |
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. | Das Transportmittel sollte nicht am Ufer zurückbleiben, sonst könnte ich mir ja auch ein Auto zulegen. (Den Klotz am Bein wollte ich möglichst vermeiden.) Der Bootswagen sollte zunächst teilweise aus dem Bootsgestänge bestehen, oder platzsparend im Boot und auch im Rucksack unterkommen. Letzteres um fruchtlose Diskussionen mit dem Servicepersonal der DB zu vermeiden. Als Boot dient mir der Alu-Lite von Klepper. (Wahrscheinlich sind die Alu-Boote von Nautiraid noch besser geeignet.) Der Bootswagen ist der Typ Oker von Zölzer. Ich hatte mich für diesen Wagen entschieden, da man auf die vorhandenen Holme ein zusätzliches Deichselgestänge aufschieben kann und das Packmaß sehr platzsparend wirkte. | . |
. | Das Risiko mir bei der Anhängerversion
des Gerüst zu verbiegen, wollte ich dann doch vermeiden, also habe
ich spezielle Deichselholme angefertigt die vorn zu einem straff gespannten,
spielfreien Dreieck zusammengebogen wurden.
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. | Beim Zuschnitt der Deichsel orientierte ich mich am aufgebauten Boot, da sie auch platzsparend im Boot verschwinden sollte. |
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. | Ursprünglich dafür gedacht, Getränkepackungen rutschfest auf dem Oberdeck zu lagern, dient der selbstgeschneiderte Packsack nun auch als feste Basis für das Faltrad. | . |
. | Dass man das Rad ordentlich verzurren und dabei das Boot richtig austrimmen muss, versteht sich von selbst. Außerdem sollte man Touren über ruhige Gewässer planen, wenn man das Rad hinten drauf hat. | . |
. | Als Zugfahrzeug benutze ich
ein Dahon Presto. Bootswagen und Fahrrad sollten etwa gleichwertig
sein. Ein zu gut gefedertes Rad könnte mich vielleicht dazu verleiten,
den Bootswagen zu überfordern.
Die Reisegeschwindigkeit mit Boot liegt bei 10 bis 12 km/h. Das Gespann ist etwa 2,30 m lang und 50 cm breit. Eine Tendenz zum Kippen wurde nicht festgestellt. G.H.
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Anreise
mit der S-Bahn.
Das Boot ist bereits auf dem Bootswagen festgeschnallt. Im schwarzen Rucksack stecken Faltrad und Proviant. Vom S-Bahnhof
ans Wasser. Der Bootswagen hat inzwischen etwas stabilere Räder bekommen, die längere Fahrstrecken durchhalten. |
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Einbooten.
Das Faltrad wird auf dem Achterschiff so festgezurrt, dass schon das unbeladene Boot im Gleichgewicht ist. Ablegen.
Die Fahreigenschaften des Bootes verschlechtern sich durch die zusätzliche Deckslast nur geringfügig. |
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. | Mit einem kompletten
Fahrrad auf dem Achterschiff, hebt sich der Schwerpunkt eines Einers merklich.
Wildwasser oder sturmgepeitschte Großgewässer sollte man meiden.
Durch eine Veränderung am Rahmen des Faltrades gelang es Guido, auch
dieses Problem zu lösen. Der Rahmen des Dahon-Presto wird nicht nur
gefaltet, sondern in fünf Baugruppen zerlegt. Zum Verladen wird der
Reißverschluss am Heck des Alu-Lite geöffnet und Spant 3 entfernt.
Die größte Baugruppe kommt zuunterst in das Heck. Alle anderen
Teile werden platzsparend darüber geschichtet. Durch viele Versuche
fand er ein System, bei dem keine spitzen Teile die Haut von innen gefährden.
Am Unterschiff berühren z.B. nur der Gepäckträger und das
Hinterrad die Haut. Zuletzt kommt der Spant wieder an seinen Platz, das
Vorderrad schräg in die Öffnung und der Reißverschluss
wird geschlossen.
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Kugellagerung . |
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Gleitlager ausgebaut |
Handelsübliche
Bootswagen sind eigentlich nur für langsamen Handtransport über
kurze Strecken gedacht und ihre Räder deshalb gleitgelagert. Obwohl
alle 20-30 km nachgefettet wurde, hatten sich die Räder nach ca. 500
km Laufleistung schon sichtbar in die Achsen hineingefressen. Um den Verschleiß
zu verringern sowie Reichweite und Geschwindigkeit zu erhöhen, rüstete
Guido den Bootswagen nachträglich mit Kugellagern aus. Verwendet wurden
jeweils sieben Austauschkugellager für Inliner. Dazu musste zunächst
die Achse des Bootswagens von 10 auf 8 mm Durchmesser abgedreht werden.
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eingeklebte Kugellager |
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. | Die ursprünglichen Gleitlager wurden entfernt und die Kugellager als dichtes Bündel mit Heißkleber in die Nabe der Räder eingeklebt. Mehrere größere Testfahrten bewiesen anschließend den Erfolg der Maßnahme. Einmal ging es von Hamburg 48 km per Rad bis an die Stör, dann mit dem Boot 13 km die Stör hinunter und wieder 52 km auf dem Rad zurück nach Hamburg (zusammen 115 km), .ein anderes Mal 59 km radelnd bis Lübeck, 23 km paddelnd bis Travemünde und 97 km bis tief in die Nacht radelnd |
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heimwärts
(179 km !!!). Die Höchstgeschwindigkeit des Gespanns liegt nun bei
30 km/h (auf glatter, ebener Strecke), die Reisegeschwindigkeit bei 12
bis 14 km/h. Die höheren Geschwindigkeiten erfordern jetzt eine besonders
umsichtige Fahrweise, da der Hänger sonst in engen Kurven umkippen
kann. Gegenüber dem Solofahrrad braucht man mit Boot auf dem kugelgelagerten
Hänger etwa 20 bis 50 Prozent mehr Kraft. Ohne Kugellager waren es
vorher 100 bis 150 Prozent Mehraufwand..
(20.10.04)
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Ein Faltboot mit dem Fahrrad ans Wasser zu bringen, hat etwas für sich. Man kommt oft näher ans Ufer als mit dem Auto und hat kein Parkplatzproblem. Mit kleineren Booten und mit Surfbrettern hatten wir so etwas schon gesehen. Dass es auch mit dem relativ sperrigen Klepper-Master geht, war eine Überraschung. Die hölzerne Deichsel (Firstlatte) ist über die Masthalterung und eine Aufhängung am Bugbeschlag mit dem Boot verbunden. Das Bootsgerüst ist also selbst Bestandteil der Kraftübertragung. Fred erregt bei seinen Fahrten am Rheinufer oft Aufsehen und Bewunderung. |
Der verwendete Bootswagen besitzt eine relativ breite Spur und eine niedrige Auflage. Trotzdem gibt es unter Bug und Heck noch ausreichend Bodenfreiheit, so dass man auch gut über unebenes Gelände kommen kann, ohne aufzusetzen. Das Boot wird von Fred auch gesegelt (siehe Klepper-Master). (25.06.2000) |
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