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Lieber
Wassersportfreund!
Sie sind nun stolzer Besitzer eines Segelbootes geworden und wollen sich bei diesem schönen Sport entspannen und erholen. Damit bereits die erste Fahrt mit ihrem Boot ein schönes und freudiges Erlebnis wird, ist es zweckmäßig, sich darauf vorzubereiten. Vorbereiten, das heißt, sich mit der Theorie des Segelns etwas näher vertraut zu machen. Das gilt natürlich nur für die Anfänger unter ihnen, denen z.B. nicht bekannt ist, was mit „Backbord“, „Steuerbord“, „Fallen“, „Schoten“ oder „am Wind segeln“ gemeint ist. |
Die Segler verwenden
für die verschiedensten Dinge Vokabeln und Bezeichnungen, die nicht
jedermann bekannt sind. Ohne die Sprache der Segler kommen wir beim Segelsport
aber nicht aus. Unsere kleine Segelschule soll Ihnen einige theoretische
Grundkenntnisse vermitteln. Sie werden dadurch vor Enttäuschungen
bewahrt, die durch Unkenntnis entstehen könnten. Unsere Empfehlung:
Widmen Sie sich einige ruhige Minuten dieser Schrift. Es wird sich bestimmt
lohnen.
Aus dem Sprachschatz der Segler Eine einheitliche Sprache an Bord ist die Grundvoraussetzung für ein gutes Zusammenspiel der kleinen „Seemannschaf“. Oftmals kommt es bei Manövern darauf an, dass bestimmte Handgriffe schnell und exakt ausgeführt werden, um eine Havarie zu vermeiden. Es macht auch einen guten Eindruck, wenn man sich mit erfahrenen Wassersportlern und Seglern unter Zuhilfenahme der Fachausdrücke unterhalten und dabei Erfahrungen austauschen kann. |
Bezeichnungen für Teile der Takelage und des Bootes |
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abfallen: mit dem Boot, das „hoch am Wind“ segelt, vom Wind abdrehen. Vom Wind abfallen muss man, wenn die Segel anfangen zu „killen“. ablandig: ist der Wind, der von Land zur See weht. Das Gegenteil ist „auflandig“. ablegen: Vom Steg oder von Land abfahren. absegeln: das letzte gemeinsame Segeln vor Beendigung der Saison. abtakeln: Die Takelage völlig abbauen. Wird oft falsch für „Segel bergen und festmachen“ gesagt. Abdrift: ist die seitliche Bewegung des Bootes, auf Grund der Windkraft von der Seite. achteraus: die Richtung nach hinten, z.B. achteraus ein Boot in Sicht. achterlich: von hinten, z.B. achterlicher Wind. achtern: „hinten“ beim Schiff. aufklaren: Unordnung an Bord beseitigen. ahoi: Anruf an ein Schiff – kein Gruß. am Wind: oder „beim Wind“. Segeln mit Wind schräg von vorn. „Hart“ und „hoch“ am Wind Segeln heißt, den Wind so spitz von vorn zu nehmen, wie es eben noch geht. Zu hoch am Wind segelt man, wenn die Segel anfangen zu killen. anluven: mit dem Boot höher an den Wind gehen. Das Gegenteil von abfallen. aufschießen: bedeutet ein Ende (ein Tau) aufrollen bzw. ein Boot so in den Wind drehen, dass der Wind genau von vorn kommt. Auch in den Wind schießen. außenbords: außerhalb des Bootes. Backbord: Die linke Seite auf dem Boot, wenn man von achtern nach vorn sieht. In Fahrtrichtung links. belegen: ein Ende (Tau) an einem Teil des Bootes oder an Land festmachen. Block: Umlenkrolle mit einer oder auch mehr Rollen oder Scheiben. Bö: ein plötzlicher kräftiger Windstoß. Bug: der vorderste Teil des Bootes. Man segelt über „Steuerbord- oder Backbordbug“ und meint damit die Seite an der die Segel z. Z. gerade stehen. Crew: Besatzung eines Bootes. dicht holen: „hartes“ anholen oder festziehen der Fallen und Schoten. einholen: eine Leine, die Segel oder etwas anderes ins Boot holen. Ende: Tau, mit Ausnahme sehr dicker Taue, die man Trossen nennt. Das letzte „Stück auf beiden Seiten eines Endes“ nennt man „Tampen“. Fall: Vor- und Großsegelfall z. B. das Ende zum Heißen und Fieren der Segel. Fangleine: Vorleine oder Festmacherleine, die zum Festmachen zugeworfen wird. Fender: Polster, die über die Bordwand gehängt werden, um das Boot am Steg vor Beschädigungen zu bewahren. Fieren: ein Ende in Zugrichtung nachlassen. Fock: das achterste Vorsegel. Gaffelsegel: ein an der Gaffel geheißtes Segel. Großbaum: oder auch nur Baum genannt, fast waagerecht liegendes Holzteil zur Befestigung der Unterliek des Großsegels. halber Wind: Wind
der von querab (von der Seite) einfällt.
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halsen: Segelmanöver, bei dem man mit dem Heck durch den Wind geht. Havarie: Unfall mit einem Schiff. Heck: der achterste Teil eines Fahrzeuges. holen: Das „Ziehen“ an einem Ende (anholen, durchholen, einholen, ausholen, aufholen) das Gegenteil von fieren. kentern: das Umkippen (Umfallen) eines Fahrzeuges. killen: das Flattern eines Segels. kreuzen: mit einzelnen „Schlägen“ gegen den Wind segeln. Lateralplan: seitliche Unterwasserquerschnittsfläche eines Fahrzeuges. Ergibt sich aus Länge und Tiefgang. Lee: die dem Wind abgewandte Seite. Luv: Richtung, aus der der Wind kommt. leegierig: Bestreben eines Bootes, vom Wind abzufallen. luvgierig: Bestreben eines Bootes, mit dem Bug in den Wind zu drehen. Mast: aufrecht stehender Träger des Takelwerkes, mittschiffs stehend. Pier: Mole, Bollwerk, Kaimauer. Pinne: auch Ruderpinne, ein waagerecht am Ruderkoker befestigter Hebel zum Bewegen des Ruders. Position: jeweiliger Standort des Bootes oder Fahrzeuges zu einer bestimmten Zeit. raumer Wind: mit raumem Wind segelt ein Boot, wenn der Wind achterlicher als „beim Wind“ einkommt, bis zur Richtung direkt von achtern, die „vor dem Wind“ heißt. rauschen: das schnelle Durchlaufen eines losgeworfenen Endes durch einen Blick, eine Klüse usw., rauscht das Ende ganz durch den Block, ist es „ausgerauscht“. Ree: Ausführungskommando beim Wenden. reffen: ein Segel durch Aufwickeln auf den Baum verkleinern. Riemen: seemännischer Ausdruck für „Ruder“ (Ruderboot). Man pullt (rudert) mit den Riemen. Ruder: der seemännische Ausdruck für das Steuer. Man steuert mit dem Ruder. Ruderpinne, Ruderkoker, Ruderblatt. Schlag: beim Kreuzen ist die zurückgelegte Strecke zwischen zwei Wendemanövern ein „Schlag“. Schot: ist das Ende (Tau), mit dem man das gesetzte Segel so stellt, wie es die Windrichtung erfordert. (Fock- und Großsegelschot) Schwert: eine Platte aus Metall oder Holz, die ins Wasser gefiert den Lateralplan vergrößert, um die Abdrift zu verringern. Spiegel: (Spiegelheck) glattes Heck eines Bootes. Spinnaker: leichtes großes Dreiecksegel, das zur Vergrößerung der Segelfläche vor dem Wind bei leichter und mittlerer Brise auf Segelbooten gefahren wird. Steuerbord: in Fahrtrichtung gesehen, rechts von der Mittschiffslinie – Gegensatz „Backbord“. Takelage: Sammelbegriff für alle Masten, Bäume, Segel, und das stehende und laufende Gut. trimmen: die Schwimmlage eines Fahrzeuges durch Gewichtsverlagerung verändern. über Stag gehen: Nach Luv wenden. Mit dem Bug durch den Wind gehen. Das Gegenteil von Halsen. Verklicker: Vorrichtung auf dem Masttop, um die Windrichtung klar erkennen zu können. vor dem Wind: Wind
direkt von achtern kommend in der Längsschiffsrichtung.
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Die wichtigsten Seemannsknoten Jeder, der sich dem schönen Segelsport widmen will, sollte die wichtigsten Knoten beherrschen. Beherrschen heißt aber, dass man jeden Schlag mehrmals übt und sich einprägt, wann und wo die einzelnen Knoten am zweckmäßigsten anzuwenden sind. Seemannsknoten sind auch im täglichen Leben vielseitig anwendbar. Sie haben den unschätzbaren Vorteil, dass sie sich auch im nassen Zustand und mit klammen Fingern verhältnismäßig leicht lösen lassen, bei richtiger Anwendung aber immer die ihnen zugedachte Funktion sicher erfüllen. Alle Knoten sind so ausgedacht, dass sich die Leinen bei Zugbelastung selbst beklemmen. Zum Üben genügt etwa ein 2 m langes Stück einer kräftigen Wäscheleine. Komischerweise nennt der Seemann jedes Tau „Ende“ oder „Leine“. Das was wir als Anfang oder Ende der Leine bezeichnen würden, nennt er „Tampen“. Berücksichtigen Sie bitte, dass für die Beschreibung die Fachausdrücke schon verwendet werden. |
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a) Achtknoten
Wird bei Fallen und Schoten angewendet, um zu verhindern, dass die Tampen laufender Enden durch Augbolzen und Blockwerk ausrauschen. |
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h) Doppelter
Pahlstek
Ein Pahlstek aus einem doppelt genommenen Ende. |
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b) Zwei halbe Schläge
Können zum Festmachen am Pfahl des Bootssteges dienen. |
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i) Rohringstek
Dient zur Befestigung einer Leine an einem Ring. |
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c) Webleinstek
Eignet sich besonders gut zum Festmachen kleiner Boote. |
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j) Haken- oder Nackenschlag
Hält nur so lange wie Zugkraft auf der Leine liegt. |
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d) Kreuzknoten
Dient zur Verbindung von zwei gleichdicken Enden. Läßt sich leicht wieder lösen. |
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k) Schlipstek
Zur Befestigung einer Leine, die man später durch einfaches Ausreißen wieder loshaben will. |
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e) Schotstek
Für die Verbindung von zwei ungleichen, sehr glatten oder dicken Enden. |
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l) Zimmermannstek
Zum Transport von Holz |
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f) Doppelter Schotstek
Wird angewendet, wenn die Verbindung einem sehr starken Zug ausgesetzt werden soll. |
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m) Marlschlag
Zum Anreihen der Segel und z. B. Verschnüren der Packtaschen. |
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g) Pahlstek
Eine Schlinge, die sich nicht zusammenzieht. Damit kann man sich z.B. aus dem Wasser ziehen lassen. . . |
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n) Eine Klampe wird
so belegt, dass alle Partien achtförmig liegen. Soll fest belegt werden,
verwendet man nicht den Schlipstek, sondern wie hier nach der letzten Acht
einen Kopfschlag. Das Ende bekneift sich dann von selbst.
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a) ein killendes
(flatterndes) Großsegelvorliek zeigt eine schlechte Segelstellung
an.
Gegenmittel: etwas abfallen, oder Schot dichter. Das Vorsegel ist dann richtig gesetzt, wenn Unter- und Achterliek gleichmäßigen Wind durch die Schot erhalten. |
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b) Einscheibenblock |
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c) Schäkel |
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d) Belegklampe |
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e) Kausch (Metallauge), das an Tauwerkenden eingespleißt oder eingebunden (eingenäht) wird |
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f) Mast mit Hohlschiene und eingeführtem Großsegelmastliek |
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g) Großbaum mit Hohlnute (Keep) und eingeführtem Großsegelunterliek |
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Üben Sie in ihren freien Minuten ein wenig – das wird ihnen sicher Freude bereiten. Das Sprichwort „Übung macht den Meister“ hat immer noch seine tiefe Bedeutung und wer sich sportlich betätigt, erlangt ganz nebenbei höhere Geschicklichkeit und steigert sein Reaktionsvermögen. . |
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Das Segeln ist eine der schönsten Sportarten. Sie bewegen sich in gesunder, staubfreier Luft. Ob es das fast lautlose Dahingleiten auf einer vom Wind leicht gekräuselten Wasserfläche ist oder eine rauschende Fahrt durch bewegtes Wasser – Ihre sportlichen Empfindungen werden immer mit dem ästhetischen Erlebnis des Segelns verknüpft sein. Dazu ist keine übertriebene körperliche Anstrengung notwendig. Selbst mit einem kleinen Boot kann man sportlich segeln und sehr viel Freude dabei haben. | Aber aller Anfang ist schwer. Wir wollen daher den Anfängern in knapper Form die theoretischen Grundbegriffe des Segelns vermitteln. Für die ersten praktischen Versuche sollte ein erfahrener Freund zur Seite stehen. (Haben Sie keinen – wenden Sie sich an ein Mitglied eines Segelsportvereins oder einen Yachtklub.) Voraussetzung dafür, dass die folgende Beschreibung verstanden wird, ist allerdings, dass wir uns vorher mit den vorangegangenen Abschnitten „Bezeichnungen am Segelboot“, „Aus dem Sprachschatz der Segler“ und „Die wichtigsten Seemannsknoten“ vertraut machen. Wir suchen uns zunächst einen geeigneten Liegeplatz für unser Boot. Dafür kommen Dalben und Bojen in der Nähe des Bootssteges in Frage oder bei günstiger Windrichtung der Bootssteg selbst. |
Bevor wir ins
Boot einsteigen, überprüfen wir noch einmal, ob alles, was für
die Fahrt benötigt wird, an Bord ist. Wir stellen fest, aus welcher
Richtung der Wind kommt und sorgen dafür, dass unser Boot mit
dem Bug im Wind liegt. Bereits beim Einsteigen ins Boot werden wir
feststellen, dass wir bei allen notwendigen Handgriffen die richtige Verlagerung
des Körpergewichtes berücksichtigen müssen. Das leichte
Boot mit seinem großen Mast schaukelt, solange es nicht von der Windkraft
abgestützt werden kann. Daran müssen wir uns zunächst gewöhnen
und lassen uns daher beim Takeln und Aufklaren Zeit. Unser Boot haben wir
ja an Land bereits soweit vorbereitet, dass wir zur Vorbereitung des Segelsetzens
nur noch die Fallen und Schoten zu ordnen brauchen.
Bei frischer Brise müssen wir uns beim Segelsetzen und Ablegen beeilen, da das fortwährende Killen und Schlagen von Großsegel und Fock den Stand und die Haltbarkeit der Segel beeinträchtigt. Zuerst wird das Vorsegel und dann das Großsegel gesetzt, die Fallen werden dabei gut durchgeholt und belegt. Danach wird das Mittelschwert oder die Seitenschwerter weggefiert. Vor dem Ablegemanöver wählen wir die Richtung aus, in die wir segeln wollen und überzeugen uns davon, dass auf dieser Seite kein Hindernis im Wege ist. |
Als Steuermann
nehmen wir den Platz am Ruder ein und lassen vom Vorschotmann die
Festmacherleine lösen. Der Vorschotmann drückt dabei den Bug
unseres Bootes nach der gewünschten Seite ab. Wir holen die Vorschot
und danach die Großschot an, bis der Wind in unsere Segel
bläst und diese gut vollstehen. Natürlich müüsen wir
über die Ruderpinne sofort das Ruder betätigen und den
Kurs bestimmen, sonst schießt unser Boot von selbst wieder in den
Wind und nimmt keine Fahrt auf.
Wir segeln unser Boot zunächst mit halbem Wind, damit wir es schnell beherrschen lernen. Am Ufer suchen wir uns in Fahrtrichtung einen festen Punkt, Haus, Baum oder ein anderes sichtbares Zeichen und steuern diesen Punkt möglichst in geradem Kurs an. Die Segel stehen dabei mittels der Schoten so, dass sie eben voll stehen und nicht killen. |
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Wenn wir auf
diese Weise erkannt haben, wie das Boot auf Ruder und Segel reagiert, dann
holen wir Vor- und Großsegel etwas dichter an und gehen auf Kurs
hart
am Wind. Nicht zu vergessen ist dabei, dass wir unser Körpergewicht
nach Luv verlagern, um der sicher eintretenden Krängung (Neigung)
entgegenzuwirken.
Wir holen nach und nach die Schoten so dicht, bis die Segel in ziemlich spitzem Winkel zur Mittschiffsebene stehen. Auf diese Weise können wir mit einem Winkel von ca. 45° bis 50° gegen den Wind segeln. Wir bemühen uns dabei, so hoch gegen den Wind zu segeln, dass das Großsegel am Vorliek eben anfangen will zu killen. Weil es das jedoch nicht tun soll, wir wollen ja keine Fahrt verlieren, fallen wir wieder etwas nach Lee ab und segeln unseren Kurs weiter. |
Können
wir aber nicht weiter auf diesem Kurs segeln, weil etwa ein Hindernis im
Wege ist, dann müssen wir wenden. Wenden bedeutet ganz einfach
Änderung der Fahrtrichtung gegen den Wind. Die Kommandos für
dieses Segelmanöver sind:
Auf „Klar zur Wende!“ nimmt der Vorschotmann die Fockschot in die Hand und bereitet sich darauf vor, seinen Standort im Boot zu verändern. Das Boot wird vom Steuermann durch den Wind gesteuert, bis dieser von der anderen Seite in die Segel fällt. In dem Moment, wo das Boot direkt im Wind steht, kommt das Kommando „Ree!“, worauf der Vorschotmann die Vorschot kurz losläßt , von Backbord nach Steuerbord bzw. umgekehrt überwechselt und auf der neuen Seite die Schot wieder dichtholt. Auch der Steuermann muß seinen Platz im Boot ändern und das Großsegel in die richtige Stellung bringen. |
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Ein anderes
Manöver, um auf einen anderen Bug zu kommen, ist das Halsen.
Hierbei geht das Boot mit dem Heck durch den Wind. Die Kommandos dafür sind: Bei starkem Wind ist dieses Segelmanöver nicht zu empfehlen, da es unter Umständen zum Mastbruch und zum Kentern führen kann. Für den Vor-dem-Wind-Kurs haben wir die Segel nach Back- und Steuerbord weit ausgefiert, so dass der Baum ungefähr im rechten Winkel zur Mittschiffslinie steht, Auch das Vorsegel haben wir weit herausgelassen. Solange nun das Vorsegel noch gut vollsteht mit dem von der Luvseite einfallenden Wind, geht alles klar. Kommt aber der Wind plötzlich von der anderen Seite, das Killen des Vorsegels ist dafür ein untrügliches Zeichen, kann das Großsegel ganz plötzlich auf die andere Seite überschlagen. Bei einer stärkeren Brise kann die Gewalt so groß sein, dass unser Boot Gefahr läuft zu kentern. Das wollen wir jedoch unter allen Umständen vermeiden. Wir müssen also darauf achten, dass der Wind unsere Segel immer von Luv trifft. Können wir auf diesem Kurs unser Ziel nicht erreichen, dann müssen wir das Großsegel auf die andere Seite nehmen. Wir müssen „schiften“ um eine unfreiwillige Halse zu vermeiden. Das machen wir folgendermaßen: wir steuern unseren Kurs weiter, holen die Großschot schnell dicht und fieren sie dann eben so schnell aus so bald das Großsegel ohne Ruck und ohne Gewalt auf die neue Leeseite übergegangen ist. Nun können wir unseren Kurs entsprechend ändern. |
Vor dem Anlegen
am Steg oder am Pfahl, halten wir etwas Abstand von ihnen. Wir legen stets
so an, dass unser Bug gegen die Windrichtung zeigt. Dadurch nehmen wir
die Fahrt aus dem Boot und bieten dem Wind mit unserer Takelage die kleinste
Angriffsfläche. (Die Segel betrachten wir dabei als „Motor“
des Bootes, und diese „Motorkraft“ muß beim Anlegemanöver gebremst
werden.)
Wir legen also folgendermaßen an: Wir segeln an dem Steg oder Pfahl vorbei (mit etwa halbem Wind) und drehen in einiger Entfernung unser Boot so, dass es genau gegen die Windrichtung auf die Anlegemöglichkeit zuläuft, dabei den Rest seiner Fahrt verliert und genau am Pfahl oder an der Brücke stehen bleibt. Dann macht man das Boot mit seiner Festmacherleine fest. (Sollte einmal zuviel Fahrt im Boot sein, drehen wir kurz vor dem Pfahl bzw. der Brücke ab und wiederholen das Manöver, denn das ist immer besser und seemännischer als ein kräftiger „Bums“ und Splitter.) |
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Danach nehmen
wir die Segel herunter, das Vorsegel zuerst, und klaren das Boot auf. Es
kommt vor, dass man beim Segeln weit ab vom Land von auffrischendem Wind
überrascht wird. Dann besteht die Möglichkeit, durch Reffen des
Großsegels die Segelfläche zu verkleinern. Das geschieht durch
Aufrollen des Segels auf den Großbaum, bis zur gewünschten verkleinerten
Segelfläche. Das Großsegel wird zu diesem Zweck losgemacht.
Nach Aufrollen des Tuches wird das Großsegelfall wieder belegt.
Obwohl unser Boot Auftriebskörper
besitzt und, wenn es einmal kentern sollte, schwimmt, sollten wir nie zu
Übertreibungen neigen. Wir sollten daher nur bis Windstärke 4,
höchstens 5, segeln, um uns nicht unnötig in Gefahr zu bringen.
Bei Windstärke 5 besteht übrigens Sturmwarnung und in jedem Freibad
wird das durch den hochgezogenen Sturmball angezeigt. Sollten Sie trotzdem
einmal kentern, dann bleiben Sie am Boot, bis Hilfe kommt, die meisten
Schwimmer überschätzen ihre Kraft – Ihr Boot mit seinen Auftriebsschläuchen
bietet ihnen Sicherheit.
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Die wichtigsten Verkehrsregeln Tausende von Booten beleben mit Beginn der warmen Jahreszeit die schönen Seen und Flussläufe. Die ständig stärker werdende Verkehrsdichte auf den Wasserstraßen durch die Transport- und Fahrgastschiffahrt, sowie die ständig anwachsende Zahl von Sportbooten, erfordern von allen Verkehrsteilnehmern, auch von den Wassersportlern, die Einhaltung der gültigen Bestimmungen, um 1. Menschenleben nicht zu
gefährden;
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Die Verkehrsregeln auf den Gewässern wurden inzwischen natürlich weiterentwickelt. Es könnte evtl. peinlich werden, sollte jemand sich noch nach diesen historischen Texten richten. Wir haben deshalb jeweils einige Hinweise auf die aktuelle Situation daneben gestellt.
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Auch der Verkehr auf dem
Wasser hat seine Gesetze. Die Verkehrsregeln sind auf den Gewässern
zum Teil abwechselnd. Vor allem dort, wo Schiffahrt getrieben wird, gibt
es eine Reihe von Sonderbestimmungen. Es empfiehlt sich daher, dass man
sich vor Antritt des Urlaubs bei den zuständigen Behörden eingehend
erkundigt, was alles erlaubt oder verboten ist. Vorzügliche Informationsquellen
sind dazu die „Binnenwasserstraßen-Verkehrsordnung“ oder der „Sportbootführer
im Binnenland“ (für Westdeutschland), erschienen im Deutschen Verkehrsschutz-Verlag-Wiesbaden.
Auch anhand von Wasserwander- oder Flußstreckenkarten kann man sich darüber informieren, welche Wasserläufe hindernisfrei zu befahren sind. |
. | Es scheint so, als ob hier ein Spagat versucht wurde, die damals bereits unterschiedlichen Regeln in Ost und West in einem gleichlautenden Text zu berücksichtigen, damit man allen Booten, gleichgültig ob Inlandsbedarf oder Export, das gleiche Heftchen beilegen konnte. | ||
Allgemein gilt: Unser Boot muss in jedem
Fall in einem fahrtüchtigen Zustand und voll manövrierfähig
sein. Für das selbständige Fahren von Falt-, Ruder- oder kleinen
Segelbooten ist die unterste Altersgrenze das 14. Lebensjahr. Wer selbständig
Motorboot fährt, muß mindestens 16 Jahre alt sein, in einigen
Fällen gilt das 18. Lebensjahr als unterste Altersgrenze.
Ein Befähigungsnachweis ist erforderlich, wenn Ihr Boot mit einem Motor von über 3,5 PS Leistung angetrieben wird, bzw. die Segelfläche größer ist als 10 m². Den Befähigungsnachweis oder auch Fahrerlaubnis erhalten Sie nach vorangegangener Eignungsprüfung von den zuständigen Behörden wie. z. B. der Wasserschutzpolizei. Eine Fahrerlaubnis für Kraftfahrzeuge, gleich welcher Klasse berechtigt nicht zur Führung eines Wasserfahrzeuges. Führer von Kleinfahrzeugen
müssen einen zur Feststellung ihrer Person ausreichenden Ausweis (Personalausweis)
mit sich führen. Grundsätzlich muss gesagt werden, dass ein Wassersportler
während der Handhabung und Steuerung eines Fahrzeuges nicht unter
Alkoholeinwirkung stehen darf. Jeder Sportbootfahrer hat sich auf dem Wasser
so rücksichtsvoll und den Regeln entsprechend zu verhalten, dass keine
anderen Fahrer von Sportbooten und der Fahrgast- bzw. Handelsschiffahrt
behindert werden.
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. | Derzeit gilt:
Wer auf Seeschifffahrtsstraßen ein Boot mit mehr als 3,68 kW (5 PS) Motorleistung benutzen will, muß den amtlichen Sportbootführerschein-See besitzen. Wer auf den Binnenschifffahrtsstraßen ein Sportboot von maximal 15 m Länge mit einer Motorleistung von mehr als 3, 68 kW (5 PS) fahren will, muß den amtlichen Sportbootführerschein-Binnen besitzen. Ab sofort gibt es Europa-Versionen der Bootsführerscheine. Wer noch einen alten Schein (z.B. den den blauen DDR-Segelschein) hat, kann ihn umschreiben lassen. Die alten Scheine gelten aber grundsätzlich weiter. Wer die Prüfung demnächst machen will, kann im Selbststudium, in gewerblichen Schulen, Sportvereinen, Volkshochschulen usw. die erforderlichen Kenntnisse erwerben. Strengere Bestimmungen gelten übrigens auf den Berliner und Brandenburger Gewässern. Dort ist auch für Segeln und Surfen sowie für Fahrzeuge mit einer geringeren Motorleistung der Sportbootführerschein Binnen vorgeschrieben. Weitere
Ausnahmen sind beispielsweise Bodensee, Steinhuder Meer, Dümmersee,
Duisburger-Sechsseenplatte, Auesee bei Wesel, Xantener Nordsee usw.
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Die Höchstgeschwindigkeiten für Sportboote sind für die einzelnen Gewässer unterschiedlich festgelegt. Die auf einzelnen Kanälen und anderen Wasserläufen durch Schilder bezeichneten Geschwindigkeitsbegrenzungen sind auf jeden Fall einzuhalten. | . | Die Fahrgeschwindigkeit ist so einzurichten, dass nötigenfalls jederzeit rechtzeitig gestoppt werden kann. | ||
Wie weicht man aus? Segelboote: 1. Befinden sich zwei segelnde
Fahrzeuge auf Kursen, die einander
a) Ein Fahrzeug mit raumen Wind muß einem beim Wind
2. Segelnde Fahrzeuge überholen
andere segelnde Fahrzeuge auf
Paddel- und Ruderboote
Motorboote
Sportfahrzeuge haben sich möglichst außerhalb der Fahrrinne zu halten. Sie dürfen die Wasserstraße nur auf kürzestem Wege und mindestens 100 m vor sich annähernden größeren Fahrzeugen kreuzen. Es ist verboten, in die Abstände zwischen den Teilen eines Schleppzuges hineinzufahren. Das Anhängen an eine Schleppzug ist nur mit Genehmigung des Schiffsführers und nur am Ende des letzten Anhängers gestattet. |
. | Faltsegelboote
gelten als Kleinfahrzeuge:
Begegnen sich zwei nur unter Segel fahrende Kleinfahrzeuge, müssen sie wie folgt ausweichen: a) wenn sie den Wind nicht von derselben Seite haben, muss das Fahrzeug, das den Wind von Backbord hat, dem anderen ausweichen; b) wenn sie den Wind von derselben Seite haben, muß das luvseitige Fahrzeug dem leeseitigen Fahrzeug ausweichen. (Luvseite ist diejenige Seite, die dem gesetzten Großsegel gegenüber liegt.) Kleinfahrzeuge müssen Großfahrzeugen und Fahrzeugen, mit blauem Funkellicht ausweichen. Kleinfahrzeuge mit Maschinenantrieb müssen anderen Kleinfahrzeugen ausweichen. Kleinfahrzeuge
ohne Maschinenantrieb
Kreuzen
sich die Kurse zweier Kleinfahrzeuge mit
Nur unter Segel fahrende Kleinfahrzeuge überholen andere auf der Luvseite. Zwei
Kleinfahrzeuge (mit oder ohne Maschinenantrieb) müssen beim Begegnen
Backbord an Backbord vorbeifahren.
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Licht- und Signalvorschriften: Sofern des Nachts kein Fahrverbot eingeführt ist, gelten folgende Bestimmungen: 1. Segelboote
Seitenlichter: grünes
helles Licht rotes helles Licht
2. Sportboote mit Motor Seitenlichter: grünes
helles Licht rotes helles Licht
3. Sportboote mit Hilfsmotor Diese Boote können statt des Topplichtes und der Seitenlichter am Bug nach hinten abgeblendet ein Dreifarbenlicht (grün – weiß – rot) oder ein Zweifarbenlicht (grün – rot) mit einem weißen Licht darüber führen. Sie müssen außerdem ein Hecklicht führen. 4. Für Ruder und Paddelboote Am Bug: weißes
gewöhnliches Licht nach hinten abgeblendet
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. | Kleine
Segelboote (unter 12 m Länge), Ruderboote und Paddelboote müssen
mindestens ein weißes gewöhnliches von allen Seiten sichtbares
Licht zeigen.
Ein kleines Motorboot bei Nacht muss Seitenlichter führen, (rechts grün, links rot) die nur in einem seitlichen Sektor von 112,5° zu sehen sind, mindestens 1m davor oder darüber ein weißes Topplicht, das in einem Sektor von 225° nach vorn leuchtet und ein Hecklicht, das in einem Sektor von 135° nach hinten leuchtet. |
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Bei undurchsichtigem Wetter
(Nebel, Staubregen, oder schwere Regenböen) müssen Sportbootfahrer
auf belebten Gewässern in Abständen von nicht mehr als einer
Minute rufen oder irgendein Schallzeichen abgeben.
In Fällen von Seenot kann der Fahrer eines Sportbootes Hilfe anfordern, indem er bei Tag ein Stück Stoff oder einen ähnlichen Gegenstand, bei Nacht ein beliebiges Licht mit gestrecktem Arm kreisförmig schwingt oder durch irgendein Schallzeichen Aufmerksamkeit erregt. . |
. | Falls
bei aufkommendem Nebel kein Hafen in Reichweite liegt, außerhalb
des Fahrwassers ankern und mindestens alle 2 Minuten ein kräftiges
Schallsignal geben.
Auf Binnenschifffahrtsstraßen dürfen Fahrzeuge bei unsichtigem Wetter nur fahren, wenn sie mit einer Sprechfunkanlage für Schiff-Schiff ausgerüstet und auf Empfang geschaltet sind. . |
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Mit Angaben über den Seegang (nach Beaufort) |
stärke . |
bezeichnung . |
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gang . |
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Segelschule
für kleine Boote
Herausgeber: VEB Mathias-Thesen-Werft 24 Wismar, Karl-Marx-Straße 9 (Histosische Adresse von 1977) Ostsee-Druck Wismar II 20 8 Cr 51 77 |
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