|
|
Kenterungen mit Kajaks sind meistens nicht sehr lustig. Im harmlosesten Fall wird man nur nass, ohne dass weiterer Schaden entsteht. Es kann aber auch schlimm ausgehen. Während das gewollte Eskimotieren eines dafür geeigneten Bootes noch als sportliche Übung durchgehen kann, ist die Kenterung eines segelnden Kajaks immer als Unfall zu betrachten. Trifft es dich unvorbereitet, gehen oft wichtige Teile der Ausrüstung verloren oder werden beschädigt. Bei unserem ersten Umschmiss (raumschots und mit entsprechender Geschwindigkeit) brachen trotz Verstagung mit Stahlseilen blitzartig beide Masten in | Höhe des Süllrandes weg. Ebenso fatal sind Kenterungen mit einem laufenden Motor am Boot. Sobald Wasser in die Verbrennungskammer gesaugt wird, stoppt es blitzartig die Kolbenbewegung und kann einen Pleuelabriss verursachen. Hundertprozentige Kentersicherheit wird es vermutlich nie geben. Ein vollständig durchgekenterter Katamaran stellt letztendlich sogar ein größeres Problem dar, als ein umgefallenes einzelnes Kajak. Das Ziel, Faltboote trotzdem einigermaßen kentersicher zu machen, führte schon zu vielen, teils ungewöhnlichen Basteleien. Wir stellen hier einige vor. |
|
|
.
. |
.
. |
. . | .
.. |
. | .
Bengt S. experimentiert seit Sommer 2003 mit Auslegern am Klepper Aerius. Das Segel ist ein normales S4. Das Steuer wurde mit einem Blech vergrößert. Die Schwimmer bestehen aus wasserfestem Sperrholz, sind 1,90 m lang, 30 cm hoch und 20 cm breit. Sie haben schätzungsweise ein Volumen von je 40 Litern. Die Dollbordkanten der Schwimmer wurden durch außen angesetzte Leisten verstärkt. Daran sind als Auslegerarme drei elastische Holzleisten jeweis in Höhe von Spant 2, 3 und 4 befestigt. . |
. | .
Die ersten Fahrten wurden mit 2,10 m Schwimmerabstand gemacht. Da man beim Paddeln an die Auslegerenden stieß, wurden sie bei späteren Fahrten weiter vorne und mit 2,70 m Abstand montiert. Nun kann man zumindestens auf dem hinteren Platz einigermaßen paddeln. Seit Frühjahr 2004 sind an den Innenseiten der Schwimmer Seitenschwerter angebracht. Die Schrägstellung bewirkt, dass das Leeschwert steiler steht und mehr Wirkung hat. Der luvseitige Schwimmer hängt bei viel Wind frei in der Luft. (03.09.04) . |
Mehr Bilder und Infos gibt es unter: www.stellingwerf.de . |
|
RZ 85 mit faltbarem Ausleger |
. | Dieses Schmuckstück mit einem kleinen Ausleger in Faltbootbauweise und zwei verschiedenen Balogh-Segeln fotografierte Ekki Kaplan an der Müritz. |
. |
|
(16.03.03) |
|
Ein zweites Faltboot als Ausleger | ||||
|
|
Ekkis Auslegerkajak 2001 |
.. | |
......... ........ | An einem regnerischen Julitag (Wind 3 - 4 Bft.) besuchten wir Ekki Kaplan an der Müritz und hatten Gelegenheit zu einer Probefahrt mit seinem weiterentwickelten Auslegerkajak. Die Besegelung ist zwar noch die Gleiche wie im Vorjahr (siehe weiter oben) aber beim Ausleger hat sich Wesentliches verändert. An einem langen Alurohr schwimmt nun ein eleganter kleiner Holzschwimmer nebenher. Der Schwimmer hat einen schmalen V-förmigen Querschnitt und ist professionell gebaut. Durch einen handgroßen Lukendeckel ist der Innenraum zugänglich. Solide Lagerböcke aus dickem Sperrholz verbinden Tragrohr, Rumpf und Schwimmer miteinander und erlauben kurze Nickbewegungen des Schwimmers im Wellengang. Spannseile vom Schwimmer zur Bootsspitze und zum Süllabschluss wandeln einen Teil der Biegekräfte in Zugkräfte um und verringern die Verwindung des Süllrandes über Spant 4, der das Auslegersystems zu tragen hat. Die Seitenschwerter wurden durch ein einzelnes großes Holzschwert ersetzt, das ebenfalls drehbar am Tragrohr befestigt wurde. Die Anbringung vorn Schwimmer und Schwert hinter dem Vordersitz etwa in Bootsmitte dürfte ziemlich genau unter dem Gesamtdruckpunkt der Takelage liegen, so dass sich unter vollen Segeln ein relativ neutrales Fahrverhalten einstellt. Um eine wirkungsvollere Steuerung zu bekommen, wurde das Ruderblatt vergrößert und das Ruderjoch verlängert. Die Wenden gelangen meistens problemlos. Nur einmal drehte der ablandige Wind gemeinerweise mit dem wendenden Boot mit. Durch kurzes Backhalten der Fock klappte es aber schließlich trotzdem. Die beiden letzten Fotos können leider nur eine schwache Vorstellung von der erreichten Geschwindigkeit geben. Trotz Spritzdecke bin ich auf dem Vordersitz gründlich gebadet worden. Wieviel davon Regenwasser und wieviel übergekommene Wellen waren, ließ sich hinterher nicht mehr feststellen. Auf Steuerbordbug wurde der Schwimmer oft tief ins Wasser gedrückt - manchmal bis zum Mini-Oberdeck. Dabei gab es jedoch kaum Wirbelbildung oder Spritzer. Die Umströmung des Schwimmkörpers ist nahezu perfekt laminar. (Das herumfliegende Wasser auf dem Foto stammt von der Bugspitze des Hauptrumpfes.) Auf Backbordbug war der Schwimmer dann zeitweise ein Stück in der Luft und in 4er Böen musste das Großsegel sogar aufgefiert werden. Die volle Segelfläche der Takelage von schätzungsweise 7-8 Quadratmetern kann man also nur bei Wind bis 3 Bft. voll ausnutzen. Durch das lange Schwert krängte das Fahrzeug jedoch relativ träge, so dass stets genug Zeit zum Reagieren blieb. Das Schwert ermöglichte auch einen guten Höhengewinn hart am Wind. Mit wenigen Kreuzschlägen erreichten wir wieder den Ausgangspunkt der Fahrt. J+J |
|
Ekkis Trimaran 2002 |
. | ... mit zwei Auslegern und einem längeren und schmaleren Mittelrumpf |
.(16.03.03) |
|
|
Segeln mit einem Sperrholzausleger |
Bei diesem RZ85 erhielt der vordere Sitzbereich ein festes Holzdeck, das dank raffinierter Schnellverschlüsse leicht abgenommen werden kann. Auf dem Deck sind zwei Alu-Hülsen festgeschraubt, in denen je ein langes Rundholz steckt. Diese Streben enden in einem sehr schmalen aber stabilen Ausleger aus Sperrholz. Um die höheren Kräfte im Rigg beherrschen zu können, wurde der Mast nach vier Seiten verstagt. Eine mit Hülsen aufgesteckte Mastverlängerung schafft reichlich Platz zwischen Mast und Achterstag. Damit bleibt das Großsegel relativ frei beweglich, obwohl es ungewöhnlich hoch gesetzt wird. Die Fock ist nicht wie üblich am Bugbeschlag befestigt, sondern an einem stabilen Vierkantholz zwischen Bootsspitze und Süllrandspitze. Durch die steilere Anordnung verbessert sich die Anströmung des Vorsegels. Alle Fallen und Schoten werden in Streckerklemmen an der Hinterkante des Holzdecks belegt. Die selbstgebauten Seitenschwerter bestehen aus 8 mm Alublech und haben mehr als die doppelte Größe von Serienschwertern. Gesichtet wurde das Fahrzeug in der Nähe von Preetz, als es bei Starkwind unter Vollzeug über den Lanker See sauste. Der Eigner soll während der Fahrt zeitweise im Boot gestanden haben. (Nach einem Artikel von Hans Baltrusch aus kanu-SPORT 24/88) |
Ein Kolibri - Motorkatamaran | ||
. | ||
. | Im Sommer 2000 kam uns im Reeckkanal kurz vor der Binnenmüritz dieser Kolibri-Motorkatamaran entgegen. Der sonntägliche Bootsverkehr erlaubte in dem dicht befahrenen Kanal leider keine Wendung um das Gefährt etwas genauer begutachten zu können, so dass uns nur zwei Schnappschüsse im Vorbeifahren gelangen. (Tut uns leid, dass aus den Bildern trotz umfangreicher Nachbearbeitung wirklich nicht mehr herauszuholen war.) Die vier Leute in den Booten und der eine auf dem angehängten Surfbrett hatten offensichtlich großen Spaß an der Sache. In der Vergrößerung kann man erkennen, dass die Boote durch zwei Traversen aus vierkantigem Hohlprofil (Aluminium?) verbunden sind. Die Vordere ist dicht hinter dem mit Hautmaterial abgedeckte Bereich am Süllrand befestigt, die Hintere sitzt in der schmalen Lücke zwischen Rücksitzlehne und Bummerangstück. | Auf dieser hinteren Traverse in der Mitte zwischen den Rümpfen ist auch der Seitenborder "Tümmler" befestigt, der das Ganze antreibt. Obwohl es mit Sicherheit zwei Kolibris sind, sieht es doch so aus, als hätte man hier zwei sehr ungleiche Pferdchen in ein Geschirr gespannt. Während der Backbordrumpf einen regelrechten Katzenbuckel macht, hängt der Steuerbordrumpf im Mittelschiff leicht nach unten durch. Ob es sich nun um verschiedene Kolibri-Typen handelt, ob es an der unterschiedlichen Spannung der Haut oder an der ungleichen Beladung liegt, kann nur gemutmaßt werden.Falls jemand dieses Fahrzeug kennt und mit weiteren Einzelheiten dienen kann, wären wir sehr dankbar für eine entsprechende Nachricht. |
|
Das Paddel als Notausleger | ||
|
|||
Aus verschiedenen Experimenten
mit Aufblaskörpern am festgeschnallten Paddel, die die Segeleigenschaften
des Bootes beträchtlich verschlechterten und obendrein den Spott der
Zeitgenossen herausforderten, entstand diese originelle und unauffällige
Kentersicherung.
Das Doppelpaddel wird mit schräg aufwärts gerichteten Blatt-Vorderkanten unverrückbar und unverdrehbar fest über der geschlossenen Spritzdecke befestigt. Der günstigste Platz dafür ist dicht hinter dem Mast etwa unter dem Segelschwerpunkt. Mit zwei Riemen aus Bootshaut, die am Paddel festgeschraubt sind, wird es in vier Wantenringen am Bootsrand festgeschnallt. (Denkbar wären auch schraubstockartige Befestigungsschellen auf dem Süllrand oder am Schwertbalken in denen das Paddel kraftschlüssig eingespannt wird.) So lange man aufrecht genug segelt, sind beide Paddelblätter in der Luft. Neigt sich das Boot unter einer plötzlich einfallenden Böe so stark, dass das leeseitige Paddelblatt ins Wasser taucht, wird die Kippbewegung sofort stark abgebremst. Durch die Schrägstellung kann das Blatt nicht unterschneiden, sondern erzeugt sogar einen zusätzlichen dynamischen Auftrieb. Es bleibt also wie ein Wasserski an der Oberfläche so lange noch Fahrt im Boot ist. Insgesamt gewinnt man jedenfalls genug Zeit, um durch Segelfieren, Anluven und Verlagerung des Köpergewichts eine Kenterung abzuwenden. Das Paddel quer über dem Süllrand wird von unbeteiligten Zuschauern außerdem als normal angesehen und kaum mit einer Kentersicherung in Verbindung gebracht. Unauffälliger geht es kaum. Um die Wirkung noch zu steigern, kann man auch ein paar Sitzbretter an den Paddelblättern befestigen. Dann ist es allerdings wieder vorbei mit der Unauffälligkeit. (Nach einem Artikel von Alfred Heurich aus der Zeitschrift Kanusport von 1932) |
Schwimmhilfen auf den Schwertern | ||||
. |
|
|||
. |
|
|
serienmäßige Ausleger am Pionier-Zweier | |||
. | ||||
. |
|
klassische Kenterschläuche | ||
. | . | . |
. | Außen an der Bordwand angeschnallte Kenterschläuche waren in den dreißiger Jahren weit verbreitet. Heute sind sie fast in Vergessenheit geraten. Wie schmale, eng anliegende Ausleger erhöhten sie die Kippstabilität eines Faltbootes beträchtlich, sahen aber nicht sehr elegant aus und waren bei vielen als unsportlich verpönt. (Erst der "unsichtbare" Einbau dieser Schläuche unter der Haut verhalf ihnen später zum Durchbruch.) Die Bilder zeigen, dass sie die Beherrschung abenteuerlich großer Segel ermöglichten. Hier sind jeweils 5 m² gesetzt. (Vorsegel und Groß zusammen!) Die Steilgaffel-Takelage ist für Faltboote ungewöhnlich hoch und schmal. Das Großsegel hat dank zahlreicher Latten ein formstabiles Profil. Wanten und ein Vorstag aus Stahldraht bewirkten insgesamt ein starres Rigg. | |
. | An den hier gezeigten Klepper-Super-T6 sind weitere interessante Details zu erkennen. Um Böen ausreiten zu können, wie auf einem richtigen Segelboot, gibt es für den Steuermann seitliche Hochbord-Sitze. Eine aufwendige Pinnensteuerung über dem Achterschiff ermöglicht schnelle Reaktionen mit dem Ruder. Die Pinne ist so geformt, dass man sie auch mit dem Rücken festklemmen kann, um kurz mal beide Hände frei zu haben. Im linken Bild sieht man keinen Schwertbalken und keine Seitenschwerter. Dieses Boot segelt mit einem untergeschnallten Mittelschwert, das sich beim Auflaufen auf flachen Grund selbsttätig wie eine Jalousie ineinanderschiebt und in tieferem Wasser ebeso selbsttätig wieder entfaltet. Im zusammengeschobenen Zustand ragt es nicht mehr als 7 cm in die Tiefe, auseinandergefaltet dagegen etwa 35 cm. Es gab solche Mittelschwerter auch in Fächerform oder starr. (nach einem Artikel von Dr. med. Karl Hannemann in der Zeitschrift Kanu-Sport von 1938) |
Ein Trimaran aus Abflussrohren |
Das E 65 hat eine Mastaufnahme, also muss man auch damit segeln können. Reinhard probierte es aus. Das zunächst verwendete Hammer-Seewolf-Segel hatte 4m² und führte schon bei den ersten Versuchen zu einer Kenterung. Auch ein kleineres Gaffelsegel von Pouch warf das Boot um. Um die Segelei in aller Ruhe üben zu können, kam ihm die Idee, das Boot mit Auslegern zu stabilisieren. Der Anbau sollte möglichst kostengünstig und einfach sein, deshalb wurde vor allem vorhandenes bzw. handelsübliches Material aus dem Baumarkt verwendet. Reinhard selbst sieht die Konstruktion eher als eine Experimentiervorrichtung. |
. | Der Auslegerbalken ist ein Alu-Vierkantrohr das mit original Klepper-Krallen und einem untergelegten Stück Alu-U-Profil von außen am Süll festgeklemmt wird. An den Enden sind die beiden auseinandergesägten Hälften eines älteren (gebogenen) Schwertbalkens angeschraubt. Die Schwimmer bestehen aus handelsüblichen Abflussrohren, Bögen, Muffen und Endstopfen die ineinandergesteckt völlig dicht werden. Ein T-förmiges Aluteil verbindet die Schwimmer mit dem Auslegerbalken. |
. | Die Konstruktion erlaubt zahlreiche verschiedene Varianten. Sowohl die Anordnung des Schwertbalkens, als auch die Höhe der Schwimmer kann geändert werden. Dank der beiden viertelkreisförmigen Metallsegmente kann man auch mit der Winkelstellung der Schwimmer experimentieren. Verschiedene Schwimmerformen sind durch das Zusammenstecken unterschiedlicher Rohrelemente möglich. |
Mehr Bilder und genauere Informationen zu dieser Konstruktion gibt es in www.faltbootfalter.de | Zunächst
wurde noch ein zusätzlicher Schwertbalken für die Seitenschwerter
verwendet. Durch die Anbringung der Schwerter als Kiele unter den Schwimmern
konnte er wegfallen.
Mit der variablen Halterung könnte man auch andere günstigere Schwimmerformen ausprobieren. Denkbar wären längliche Aufblaskörper, starre Schaumstoffelemente oder faltbare Schwimmer mit möglichst gestreckter und messerscharfer Form, die sowohl den nötigen Auftrieb, als auch genügend Lateralfläche ins Wasser bringen um die zusätzlichen Schwerter völlig zu ersetzen. |
|