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von Steffen Kiesner-Barth |
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Material
Als Material nutzte ich zahlreiche gebrauchte Gerüstteile vom RZ 85. Ich schraubte alles auseinander, entfernte die Holzschrauben bzw. Nieten aus den Teilen und ließ mir alle Teile von einem Schreiner abhobeln. So hatte ich fast Rohholz aus Esche, die beste Holzart für den klassischen Faltbootbau, zur Verfügung. Für die Spanten besorgte ich mir Birke - Multiplex - Sperrholzplatten. Danach wurden alle Gerüstteile von einem anderem RZ 85 genau vermessen. Die Verbindungen an Senten, Waschbord und Leiter sollten an den meisten Stellen nach Pouch-typischer Art hergestellt werden. Auf Grund dessen entstand ein Boot mit optischer Nähe zum RZ 85, jedoch mit vollkommen anderen Maßen. Die veränderten Maße wurden nach der Rissvorgabe ausgerechnet und vom Bauplan auf das Gerüst übertragen. |
Steven, Kiel und Leiter
Zuerst montierte ich beide Steven mit den Kielgabeln in den entsprechend ausgerechneten Maßen. Die neue Positionen der Spanten 1 und 2 markierte ich auf den Kielleisten und die der Spanten 6 und 7 ebenso. Die Stevenaufschwünge wurden dabei vom RZ 85 übernommen. Danach wurde die Bodenleiter so gebaut, dass ich auf mein festgelegtes Gesamtmaß kam, jedoch noch mit großem Abstand der Brettchen. (Die restlichen kamen erst später auf die Leiter.) Sie ist ausgeklappt 35 cm länger und ca. 3 cm breiter als die Leiter vom RZ 85. Somit war das Rückgrad des Faltbootgerüstes fertig. Die neuen Positionen der Spanten 3, 4 und 5 wurden entsprechend auf den Leiterleisten markiert. |
Spanten
Die Spanten sägte ich aus Birke - Multiplex - Sperrholz mit einer Stichsäge aus und rundete die Kanten ab. Von jedem Spant fertigte ich vorher mit den errechneten Maßen eine genaue Zeichnung im Maßstab 1:1 an und übertrug sie fein säuberlich auf das Holz. Die Beschläge
konnte ich von alten Faltbooten übernehmen, so dass die Verbindungen
zwischen Trittleiter und den jeweiligen Spanten genauso wie beim RZ 85
sind.
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Seitenbordwände
Nachdem der Kiel und die Spanten fertig waren, ging es an die Seitenbordwände, die für mich schwierigsten Gerüstteile. Insgesamt baute ich für jede Seite 4 einklappbare Seitenbordwandsegmente. Die Toleranzen an den Verbindungsstellen dürfen nicht groß sein, damit das Gerüst insgesamt steif bleibt, aber ein gewisser Spielraum ist trotzdem erforderlich, um den Aufbau nicht zur Qual werden zu lassen. Dies ist mir nicht ganz so gelungen. |
Die Höhe
der Seitenbordwände richtete sich nach dem Spantenseitenmaß
an entsprechender Stelle. Nachdem die vorderen vier Teile fertig waren,
legte ich die jeweiligen Teillängen des dreiteiligen Süllrandes
und Waschbordes fest. Danach wurden die hinteren vier Seitenbordwände,
die restlichen Süllrand- und Waschbordteile genau auf Maß gefertigt.
Die Verbindungen zwischen den Seitenbordwänden und den Spanten 2 - 5 bestehen jeweils aus 2 mm starken, aber festen Aluminiumplättchen, welche auf dem Querbrettchen der Seitenbordwände aufgenietet sind und durch Langlöcher im Spant fixiert werden. Spant 1 und 7 werden nur von zwei Querbrettchen in der Seitenbordwand gehalten. |
Verbindungsstelle von Spant 2 mit der rechten Seitenbordwand |
Damit
war das Gerüst im wesentlichen fertig. Es folgte noch die Senten,
der Waschbordabschluss, die einfach zu bauen waren und später die
Lehnen und Sitze.
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Zwischen den
einzelnen Bauabschnitten wurde das Gerüst immer so weit zusammengebaut,
wie gerade die Teile fertig wurden. Das geschah erstens zur Kontrolle ob
alles zusammenpasst und zweitens um festzustellen, ob auch eine ausreichende
Längsstabilität entsteht.
Blick
in den halbfertigen Bug. Einige Teile haben noch nicht die endgültige
Form.
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Erst nach dem
Nähen der Haut lackierte ich das Gerüst. Verwendet wurde der
Lack „Original“ der Firma International, zu beziehen bei Toplicht
/ Hamburg ( www.toplicht.de ), einem bekannten Ausstatter für die
traditionelle Schifffahrt. Ein hochwertiger und leicht zu verarbeitender
Holzlack.
Blick in den fast fertigen Bugbereich |
Rückschläge
Zwischendurch gingen mehrere
einzelne Teile kaputt, weil sie zu schwach ausgelegt waren. So musste ich
die Steven und eine Seitenbordwand zweimal bauen. Auch einen Spant musste
ich noch einmal anfertigen, weil ich mich in den Maßen verrechnet
hatte. Immer wieder gab es Rückschläge und ab und zu hatte ich
keine Lust mehr, an dem Gerüst weiter zu bauen. So ruhte manchmal
die Arbeit für ein oder zwei Wochen, ehe ich mich wieder darüber
her machte. Einmal wollte ich ganz aufgeben, weil es nicht so klappte,
wie ich es mir dachte. Mein Ergeiz war am Ende doch größer
und die unerfreuliche Aussicht das halbe Gerüst in die Mülltonne
zu werfen, veranlasste mich meinen Bootsbau wieder voran zu treiben.
Hier fehlen
nur noch einige Brettchen der Bodenleiter,
die Sitze, die Lehnen und der Süllabschluss. |
Ich nähte
zuerst eine Art Probehaut, um die Methode, die im Buch von L. Mayr
beschrieben wird, zu testen und die ganze Handhabung mit der Nähmaschine
und dem Material zu üben. Meine Hoffnung war, mögliche Fehler
und Schwachstellen im Umgang mit der Nähmaschine kennen zu lernen
und beim Nähen der richtigen Haut ein brauchbares Ergebnis zu erzielen.
Für das Oberdeck der Probehaut nahm ich einfaches grünes Segeltuch und für das Unterschiff rote LKW - Plane aus PVC. Diese Probehaut hatte zwar noch etliche Falten, trotzdem wagte ich den zweiten Versuch. |
Der erste Versuch hat zahlreichen Falten im Unterschiff.
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Materialien und Nähmaschine
Für das Oberdeck wählte ich dichtes Baumwollsegeltuch aus, welches ich von einer befreundeten Sattlerei kaufen konnte. Dieses Material ist für Faltboote bestens geeignet, vorimprägniert, sehr reisfest und lässt sich gut verarbeiten. Für das Unterschiff wählte ich PVC mit Baumwollträgergewebe, welches bei entsprechender Pflege und Lagerung der Haut sehr langlebig ist. Als Nähmaschine stand mir eine ca. 40 Jahre alte Industrienähmaschine zur Verfügung, die ich von einer ehemaligen Faltbootwerkstatt käuflich erworben hatte und zunächst bei einer entsprechenden Werkstatt für Nähmaschinen instand setzen ließ. Leider kann sie nicht Zick-Zack nähen, was mir bei der Kielnaht sehr genützt hätte. |
Oberdeck
Das Oberdeck besteht aus insgesamt 6 Einzelteilen. Vier davon machen das eigentliche Deck aus und zwei die Hohlsäume für den Süllrand. Ich fertigte aus Zeichenkarton
entsprechende Schablonen an und übertrug diese dann auf
das Segeltuch. An den Rändern gab ich zusätzlich 2 cm Material
für die Naht hinzu, am Rand für die Naht mit dem Unterschiff
ca. 8 cm Überstand. Die Nähte selbst markierte ich an den
Ein Problem bereitete der Hohlsaum, in den die Süllrandleisten eingeschoben werden. Ich hatte hier drei geschnittene Materialränder, welche ich irgendwie vernähen musste, damit sie sich nicht auftrotteln. Ich konnte nur alle drei Ränder so vernähen, dass eine kleine Wulst enstand, in welcher die Ränder verschwanden. Danach habe ich die Seitenteile mit dem Hohlsaum vernäht, dann die Bug- und die Heckteile mit den rechten und linken Seitenteilen. Anschließend habe ich in den 8 cm breiten Überstand nach der L. Mayr - Methode Segeltuchösen eingestanzt und das fast fertige Oberdeck über das Gerüst gelegt. Mit durch die Ösen gezogenen Leinen wurde das Oberdeck Stück für Stück straff abgespannt Als alles gut saß, wurden die Positionen der Spanten exakt markiert (sehr wichtig !!) und der Verlauf der Oberkante der Seitenbordwand ringsherum mit einen Stift angezeichnet. Insgesamt gesehen war das Nähen des Oberdecks im Vergleich zum nachfolgenden Unterschiff eine einfache Sache. |
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Unterschiff
Beim Unterschiff folgte ich ebenfalls wieder im wesendlichen der L. Mayr - Methode. Da das Boot einen leichten Kielsprung hat, musste das Unterschiff aus zwei Teilen mit einer Kielnaht genäht werden um mögliche Falten im Ansatz zu verhindern. Zuerst fertige ich wieder zwei Schablonen aus Tapete vom Unterschiff an. Genau von der Mittellinie bis zur Oberkante der Seitenbordwand. Es war fast nicht möglich diese Schablonen am Gerüst faltenfrei anzupassen. Verzweifelt versuchte ich einen faltenfreien Sitz zu finden. Aber es gelang mir nicht. Ich konnte nur versuchen, sie möglichst gleichmäßig zu verteilen, damit sie nicht an einer Stelle zu stark hervortraten. An Hand dieser beiden Schablonen wurden beide Teile für das Unterschiff aus dem PVC- Material grob ausgeschnitten. An der Oberkante der Seitenbordwand gab ich 10 cm Überstand hinzu, in welche später zum Aufspannen ebenfalls Segeltuchösen eingestanzt wurden. Danach wurden beide Teile des Unterschiffes mittels eines Hilfsstreifens vernäht. Diese Naht war neben der Stevennaht das Schwierigste an der ganzen Haut. Bei der Stevennaht hätte ich die Haut beinahe vor Wut in die Mülltonne geworfen. Die Steppnaht von Hand dazu, war die reinste Qual. Blasen und Schwielen kennzeichneten meine Finger. Die Stevennaht an der Nähmaschine wurde zum Schlimmsten, fast nichts ging mehr. Der Transporteur der Nähmaschine wollte nicht transportieren, der Faden riss einige mal und ich musste alles im Stehen durch die Maschine bringen, weil im Sitzen ein Nähen der Stevennaht fast unmöglich war. Doch irgendwie packte ich es dann doch noch. Nach der Stevennaht wurde das Ganze um das Gerüst geschnürt und abgespannt. Mehrmals musste ich die Spannung wieder lösen, um einen guten und exakten Sitz zu finden, was mir aber letztlich nicht ganz gelang. (Die Kielnaht ist etwa 10 bis 15mm von der gedachten Mittellinie entfernt.) Nachdem alles verschürt war, markierte ich die Position der Spanten und zeichnete genau die Oberkante der Seitenbordwand von Stevenspitze zu Stevenspitze ringsherum auf das Material. Dies muß sehr exakt geschehen, will man am Ende eine halbwegs passgenaue Haut haben. Wer hier schlampt, kann eine ganze Haut versauen. Nun waren beide Hautteile, Oberdeck und Unterschiff fertig für die "Hochzeit", das Vernähen der Seitennähte. |
Auf den seitlichen Ansichten sind kaum Falten im Unterschiff zu erkennen. Der erhöhte Sitz des Steuermanns sorgt für gute Übersicht und erleichtert das Pddeln. |
Zuerst wurden
beide Teile an den markierten Spantenstellen links, (ganz wichtig!)
zusammengenäht. Dann folgte eine grobe Steppnaht von Hand,
welche schon zig Stunden dauerte und meine Blasen an den Fingern sich vergrößerten.
Nun musste nur noch das schwere und unhandliche Teil richtig unter der
Nähmaschine vernäht werden. Dies dauerte nur ca. 2
Stunden, die vorbereitenden Arbeiten betrugen aber zusammen ca. 40 - 45
Stunden.
Zum Nähen nahm ich einen festen Polyesterfaden der baumwollummantelt ist (Firma Aman, Rasant 25), damit nicht Wasser durch die Naht treten kann. Die Nadelstärke betrug 130. Wichtig ist, dass die Fadenstärke zur Nadelgröße passt und umgedreht. Die Naht ging bis ca. 1 cm vor die Stevenspitze. Nun musste das Ungetüm von Haut von Links auf Rechts gedreht werden, was mit einigen Gewaltanwendungen und Flüchen letztlich auch gelang. Danach folgte der große Augenblick, ob das Gerüst in die Haut passt oder nicht - und es passte. Sogar besser als vermutet. Freude stieg in mir auf, weil das Schwierigste geschafft war. Jetzt trank ich mit meiner Frau erst mal eine Flasche Wein, denn nun konnten wir uns beruhigt auf den Paddelurlaub auf Oder, Peene und Havel einstellen. Für zwei Tage machte ich nichts weiter an der Haut und ließ alle folgenden Arbeiten erst mal ruhen. Einige kleinen Einreisstellen am Oberdeck mussten noch vernäht werden. Das PVC- Stück für den Waschbordabschluss musste angenäht werden, was ich von Hand machte. Zum Abschluss arbeitete ich in beide Spitzen jeweils ein Totholz ein. Eine große Fummelei!. Nun war die Haut bis auf den Kielstreifen und die Stevenkappen fertig, welche die Kielnaht wasserdicht machen sollte. Dies traute ich mir nicht zu und hatte auch die Geräte dafür nicht. Deshalb ließ ich diese beiden Arbeiten von einer befreundeten Sattlerei ausführen. Kielstreifen und Stevenkappen sind die einzigen Teile, die ich also nicht selbst gemacht habe. Nach diesen Schweißarbeiten war die Haut fertig und wartete auf ihren Test, ob irgendwo Wasser eindringt. |
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