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Der Scalare
250 war eines der größten und schwersten faltbaren Wasserfahrzeuge
aller Zeiten. Unsere einzige Begegnung mit einem Scalare hatten wir einen
Tag vor unserer ersten großen Wanderfahrt im Neu-Strelitzer Bootshafen
am Zierker See. Das war am 13.7.1969, einem stürmischen Sonntag. Wir
unterhielten uns kurz mit dem Besitzer des Bootes, machten aber nicht die
Fotos, die wir uns heute wünschen würden. Auf dem einzigen Bild,
das von dieser Begegnung existiert, ist das Fahrzeug leider mehr zu erahnen
als zu erkennen. Dass dort im Hintergrund tatsächlich ein Faltkatamaran
liegt, wissen wir heute nur, weil genau diese Tatsache im Reisetagebuch
Erwähnung fand.
Wer besitzt heute noch so ein Prachtstück, hat unveröffentlichte Fotos oder kennt einen Eigner? |
Bei dieser Neuheit handelt es sich um den ersten Faltkatamaran der Welt. Zwei-Rumpf-Boot, verbunden mit einem bewohnbaren Brückenaufbau mit einer Länge von 3000 mm und einer Breite von 2200 mm. Der Grundgedanke bei der Konstruktion war, alle Vorteile, welche Katamarane, speziell Segelkatamarane, gegenüber den herkömmlichen Booten besitzen, auch für den Faltbootfahrer zu erschließen. Bekanntlich können mit einem Katamaran bei hydrodynamisch günstiger Formgebung größere Geschwindigkeiten bei gleicher Antriebsleistung erzielt werden. Das Verhältnis der Länge zur Bootsbreite mit 2:1 verringert die bei Faltbooten bekannte Schlingerbewegung im bewegten Wasser und gewährleistet eine größere Kentersicherheit.Der größte Vorteil ist jedoch die großzügige Raumaufteilung und die damit verbundene größere Bequemlichkeit an Bord selbst.Unser Faltkatamaran „Scalare 250“ enthält die bei Faltbooten üblichen Bauelemente. Als Verdrängungsboot konstruiert, haben die beiden Bootsrümpfe einen gebogenen Kiel und enden je in einem Winkel von etwa 120 Grad einfallenden Spiegel. Das sichert gute Manövriereigenschaften in Verbindung mit dem angeordneten Doppelruder. Zur Verringerung der Abtrift ist ein Mittelschwert angebracht. Der Decksprung ist negativ und gibt dem Katamaran dadurch auch noch in Höhe des Steuermannplatzes ausreichenden Freibord. Die mehrschichtig wasserfest verleimten Spanten halten trotz ihrer geringen Abmessungen großen Beanspruchungen stand und behindern den Stauraum des Bootes nicht. Durch ihre gute V-Form arbeitet der Katamaran auch im bewegten Wasser angenehm weich. Man vermißt das bei Booten dieser Größe harte Aufschlagen des Vorschiffes auf das Wasser. Das Bootsgerüst ist in seiner Länge viermal geteilt und durch die bewährten Klinkverschlüsse aus Leichtmetall fest verbunden. Als Außenhaut wurde die bekannte PVC-Faltboothaut verwendet, während das Deck und der im vorderen Abschluß der Brücke befindliche Stauraum aus wasserdicht imprägniertem Baumwollgewebe besteht, was mehrfarbig dem Katamaran ein ansprechendes Äußeres verleiht. Die beiden Bootsrümpfe sind durch Quer- und Längsträger miteinander verbunden. Zur Aufnahme der Besatzung dient die geräumige Brücke (Plicht), welche mit einer Gräting belegt und von unten ebenfalls mit imprägniertem Baumwollgewebe bespannt ist. Mit mehr als 6 m² bewohnbarer Fläche ist sie der Campingplatz auf dem Wasser. Man kann darauf sitzen oder lang ausgestreckt liegen. Selbst die Vorbereitung des Mittagessens auf einem Kocher ist während der Fahrt möglich, da das Boot ruhig über das Wasser gleitet und selbst beim Segeln nur eine kaum bemerkbare Neigung zur Leeseite hin einnimmt. Aus feinen Edelhölzern bestehen der Waschbord, der Waschbordabschluß, der Wellenbrecher und der Hauptträger, der den mittleren Stauraum nach hinten begrenzt. Beide Bootsrümpfe sind in der Länge der Brücke ebenfalls als Stauraum ausgebildet, mit einer Gräting abgedeckt und spritzwasserdicht verschlossen. Die eingebauten Luftschläuche machen das Boot unsinkbar. Als Takelung erhielt der Katamaran eine Slop-Hochtakelung mit einer Segelfläche von 11 m². Die zwei Mastteile von je 3,10 m Länge sind hohl, verleimt und durch eine Blechmuffe miteinander verbunden. Die Absteifung des Mastes erfolgt durch zwei Ober- und Unterwanten sowie durch einen Vorstag, welcher mittels Hahnepot und Druckstrebe an den Stevenkappen befestigt ist. Vergleichsfahrten in der Wismarer Bucht haben ergeben, daß unser Faltkatamaran unter Berücksichtigung des Verhältnisses der Segelfläche starren Katamaranen nicht nachsteht. Das Boot kann bis Windstärke 5 und Seegang 4, ohne zu reffen, gesegelt werden. Zur Festigkeitsprüfung wurden Vergleichsboote bei Windstärke 8 und Seegang 6 gesegelt, ohne daß es zu einem Bruch kam. Zusätzlich mit einem 18 m² Spinnaker ausgerüstet, erreichte das Boot bei Windstärke 3 eine Geschwindigkeit von 26 km/h. Auch die Sporttaucher werden unseren Faltkatamaran freudig begrüßen. Am hinteren Brückenabschluß läßt sich gut eine Jakobsleiter anbringen, die zum Abstieg ins nasse Element direkt von der Plattform aus dienen kann. Selbst beim Einsteigen ins Boot aus dem Wasser liegt der Katamaran starr wie ein Ponton. |
Die umfangreiche Ausrüstung hat bequem Platz auf der geräumigen Brücke oder in den Stauräumen. Bei Motorantrieb reichen 1,5 PS aus, um eine Geschwindigkeit von 12 bis 15 km/h zu erzielen. Mit dem Faltkatamaran wurde ein Boot geschaffen, welches vielen Wassersportlern, ganz gleich, ob sie nun Segler, Motorbootfahrer, Angler oder Sporttaucher sind, viel Freude und Entspannung bringen wird.
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Grundgedanke
der Namensgebung des Zweirumpf-Faltbootes war vermutlich, dass man die
partnerliebenden Zierfische gleichen Namens auch immer paarweise halten
soll.
19. Juli 2007
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. | Sechs Jahre
nach unserem ersten Aufruf tauchten im Frühsommer 2007 kurz nacheinander
gleich zwei MTW-Scalare auf. Zuerst ein stark reparaturbedürftiger
"Lattenhaufen" in einer Internetauktion, der glücklicherweise in die
fachkundigen Hände eines Faltbootrestaurateurs kam und kurz darauf
Helges sehr frühes Exemplar im gut erhaltenen Originalzustand. (siehe
unten)
Faltboote gehören aufs Wasser und nicht ins Museum! Obwohl die erwähnten Segelflosser im Aquarium schwer nachzuzüchten sind, hoffen wir, dass sich die schwimmfähige Flotte der MTW-Scalare weiter vermehren wird und dieser extreme Sonderfall unter den Faltbooten der staunenden Nachwelt erhalten bleibt. |
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. | AUFBAUVORGANG
Der Aufbau des Faltkatamarans wird wie bei einem Faltboot vorgenommen. 1.0 Aufbau des Stb – Schwimmkörpers Zunächst den Inhalt der beiden kleinen Stabtaschen auspacken. In der einen Stabtasche befindet sich der Stb – Schwimmkörper, in der anderen der Bb – Schwimmkörper |
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. | 1.01
Bootshaut ausbreiten.
1.02 Die Teile des Schwimmkörpers übersichtlich, entsprechend der Reihenfolge des Aufbauvorganges, bereitlegen. 1.03 Bordwände des vorderen Schirmteiles ausschwenken. Spanten Nr. 1, 2 und 3 einsetzen. Decksstabendbeschlag in die Leichtmetalltasche an Spant Nr. 3 einrasten (Abbildung 1) 1.04 Befestigen der zwei längeren Luftschläuche an den Bordwänden. Die richtige Lage der Luftschläuche ist der Abbildung 2 zu entnehmen. |
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. | 1.05
Bordwände
des achteren Schirmteiles ausschwenken. Kielteil achtern mit dem achteren
Schirmteil verbinden. Spanten Nr. 9 und 8 einsetzen (Abbildung 3).
1.06 Befestigen der beiden Luftschläuche an den Bordwänden (Abbildung 4). 1.07 Vorderen Schirmteil in die Bootshaut einführen. Auf gleichmäßigen Sitz der Bootshaut achten (Abbildung 5). 1.08 Achteren Schirmteil in die Bootshaut einführen. |
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. | 1.09
Vorderes und achteres Schirmteil mittels Kielspannhebel in die endgültige
Lage der Bootshaut spannen; dabei ist der Schwimmkörper vorne leicht
anzuheben (Abbildung 6).
1.10 Bordwände und Senten verbinden. Luftschläuche befestigen. Die Blasnippel müssen zugänglich sein (Abbildung 7). 1.11 Strippen der Bootshaut an den Bordwandschrauben befestigen. Spanten Nr. 4, 5 und 7 einsetzen. |
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. | 1.12
Aus der Stabtasche für den Mast den Waschbord für den Stb – Schwimmkörper
entnehmen und auf die Wulst des Oberdeckabschlusses schieben. Waschbord
auf die Waschbordhaltebeschläge ziehen und mittels Sperrhaken verriegeln.
(Abbildung 8).
1.13 Luftschläuche auf Stb- und Bb-Seite leicht aufblasen. 2.00 Aufbau des Bb – Schwimmkörpers
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. | 3.00 Verbindung
der beiden Schwimmkörper durch den Brückenaufbau
3.01 Inhalt der großen Stabtasche auspacken und übersichtlich bereitlegen. In dieser befinden sich die Teile für den Brückenaufbau. 3.02 Die beiden Schwimmkörper auf einer ebenen Rasen oder Strandfläche auf entsprechenden Abstand nebeneinanderlegen. Die Anschlußstücke an den Stevenkappe müssen nach innen zeigen. |
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. | 3.03
Waschbordabschluss zunächst nur lose aufsetzen. Druckstrebe für
Hahnepot mit den Stevenkappen verschrauben. Wellenbrecher mittels Scharnierbolzen
an den Waschbords befestigen. (Abbildung 9).
3.04 Spritzdecke bis zum Waschbordabschluss nach achtern führen; die Strippen an en Bordwänden befestigen. 3.05 Die Balkweger, die von dem Inhalt der kleinen Stabtaschen übrig geblieben sind, auf die entsprechenden Schwimmkörper legen. Der längere Balkweger ist vorne anzuordnen. (Abbildung 10). |
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. | 3.06
Querträger Nr. 1 mittels Flachrundschrauben an den Schwimmkörpern
befestigen. Dabei ist zu beachten, daß die Spritzdecke durch die
Planöse mittels der Flachrundschraube zwischen Balkweger und Befestigungswinkel
an der Bordwand gehalten wird. Die Schrauben der Querträger sind mittels
der Flügelmuttern zunächst bis zum völligen Aufbau der Querträger
nur leicht anzuziehen, um einen guten Aufbau zu gewährleisten (Abbildung
10).
3.07 Hauptträger
in die Führungsschraubendes Waschbords einrasten und mit den Schwimmkörpern
durch Schrauben mit Flügelmuttern und Gegenlagebleche für Spantbrücken
verbinden (Abbildung 11).
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. | 3.08
Waschbordabschluß in die Führungsschrauben des Waschbord einrasten.
Die Planöse in der Spritzdecke zwischen Balkweger und Befestigungswinkel
anordnen und den Waschbordabschluß mittels Schrauben mit dem Schwimmkörper
verbinden. Spritzdecke mit Halteleiste am Waschbordabschluß mit Schrauben
befestigen.
3.09 Querträger Nr. 5 einbauen (Abbildung 12). 3.10 Längsträger am Hauptträger und Waschbordabschluß einrasten und mit Schrauben verbinden. |
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. | 3.11
Die Strippen der Spritzdecke durch die Schlitze seitlich am Schwertkasten
ziehen und auf die Schrauben hängen.
3.12 Querträger Nr. 4 (Abbildung 13) und Querträger Nr. 3 Stb und Bb befestigen. Alle Befestigungsschraubendes Brückenaufbaues gleichmäßig festziehen. Es ist dabei stets mit den horizontal angeordneten Schrauben des Querträgers Nr. 1 und des Waschbordabschusses zu beginnen (Abbildung 10). |
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. | 3.13
Längsträger mit Querträger Nr. 5 und 3 Stb und Bb durch
Führungsstifte verbinden. Luftschläuche gleichmäßig
stark aufblasen (Abbildung 12).
3.14 Einlegen der Gurtgräting für den Stauraum zwischen Hauptträger und Querträger Nr. 1. Die 6 Längsstäbe für Stauraum in die Leichtmetalltaschen am Wellenbrecher und Hauptträger einrasten. 3.15 Spritzdecke für Stauraum zuerst in die Hohlkehle des Wellenbrechers, dann die beiden Seiten gleichzeitig in die Waschbordhohlkehle einziehen. Zuletzt wird die Spritzdecke mittels der Druckknöpfe am Hauptträger befestigt. |
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. | 3.16
Gräting Stb und Bb mit Spritzdecke oberhalb der Schwimmkörper
am Waschbord mit Druckknöpfen befestigen und am Balkweger mittels
der Schrauben einhängen.
3.17 Die 8 Stück Grätings für Brücke auflegen. 3.18 Ruderblatt mit Senkschwert am Heck jedes Schwimmkörpers durch Steuerstift befestigen. Dann Einbau der Ruderpinnen und der Ruderquerstange. 3.19 Einsetzen des Sernkschwertes. 4.00 Aufbau der Takelage (Abbildung 14) |
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. | 4.01
Mastoberteil und Mastunterteil verbinden.
4.02 2 Unterwanten in die vorgesehenen Nocken an der Mastmuffe einschäkeln und in der Salingführung verbändseln. 4.03 Vorstag und Block für Vorsegelfall einschäkeln. 4.04 Großsegelfall und Vorsegelfall einscheren. 4.05 Mast in der Mastspur am Hauptträger mit unterem Bolzen verbinden, dann den Mast aufrichten und durch den zweiten Bolzen sichern. |
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. | 4.06
Vorstag am Hahnepotbeschlag befestigen, Unterwanten in Höhe des Hauptträgers
und die Achterwanten in Höhe des Spant Nr. 5 befestigen. Mast mittels
er Spannschrauben gleichmäßig verstagen. Block mit Vorstrecker
am Hahnepotbeschlag einschäkeln.
4.07 Beim Segelsetzen des Vorsegels ist darauf zu achten, daß zuerst der Vorsegelhals mit dem Vorstrecker zum Hahnepot und danach das Vorsegelfall durchgesetzt wird. 4.08 Die anderen durchzuführenden Arbeiten beim Segelsetzen erfolgen in der bekannten Weise. |
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. | Zur Beachtung!
Keine Gewalt beim Aufbau
des Bootes anwenden, denn jedes Boot wird vor dem Versand in der Werft
auf- und abgebaut.
Behandlung und Pflege des
Bootes:
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PVC-Haut
kann bei kleinen Beschädigungen durch Aufkleben von Leukoplast behelfsmäßig
repariert werden. Ordnungsgemäß wird die reparatur durch Aufschweißen
einer PVC-Folie bei einer Temperatur von zirka 220°C vorgenommen.
Diese Arbeit kann mit einem erhitzten, breiten Messer, Spachtel oder besser
mit einem kleinen elektrischen Lötkolben mit breitem flachen Kolbenansatz
vorgenommen werden.
Winterlagerung der Bootshaut nicht in gespanntem Zustand, möglichst abgebaut, lose gerollt oder ausgebreitet. Wir empfehlen, vor und nach der Saison die Bootshaut mit Faltbootpaste zu wachsen. Gestaltung und Druck: Druckhaus Einheit Wismar II 20 8 Cr 956 62 |
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